Teil-Legalisierung von Cannabis

Wie Cannabis auf Gehirn und Körper wirkt


Der Bundestag hat die kontrollierte Freigabe von Cannabis in Deutschland beschlossen. Besitz und Anbau der Droge sollen zum 1. April 2024 legalisiert werden, was eine weitreichende Zäsur in der deutschen Drogenpolitik markiert. Demnach wird es Erwachsenen ab 18 Jahren erlaubt, zu Hause bis zu 50 Gramm und im öffentlichen Raum bis zu 25 Gramm Cannabis zu besitzen. Der private Anbau von bis zu drei Pflanzen wird erlaubt.

Für und Wider von Cannabis-Konsum

Über die Legalisierung von Cannabis in Deutschland wird kontrovers diskutiert. Immerhin ist Cannabis eine Droge mit Suchtpotential. Geschätzt viereinhalb Millionen Menschen in Deutschland greifen zumindest gelegentlich zum Joint.

Der Freizeitkonsum von Cannabis, das Kiffen, wird häufig verharmlost und unterschätzt. Vor allem bei jungen Menschen kann es dadurch zu dauerhaften Veränderungen im Gehirn kommen. Erst wenn das Gehirn vollständig entwickelt ist, etwa Mitte 20, sinkt das Risiko, es durch Cannabiskonsum nachhaltig zu schädigen.

“Gras” auf dem Schwarzmarkt oft verunreinigt

Vor allem ein hoher Gehalt an Tetrahydrocannabinol (THC), einer psychoaktiven Substanz in Züchtungen für illegal verkauftes Cannabis, ist problematisch, da dieses Cannabis gerade jüngere Menschen süchtig machen kann. Außerdem kann illegal verkaufter Cannabis verunreinigt sein: Es werden Haarspray, Glas und Blei beigemischt, um die Blüten schöner und schwerer zu machen. Zum Teil wird illegaler Cannabis mit synthetischen Cannabinoiden gestreckt. Sie können die Wirkung der Droge verstärken und unkontrollierbar machen. Die Nebenwirkungen reichen von Erbrechen über Wahnvorstellungen bis hin zu Kreislaufzusammenbrüchen. Mit dem neuen Cannabisgesetz soll die Qualität von Konsumcannabis kontrolliert und die Weitergabe verunreinigter Substanzen verhindert werden.

Cannabis als Medikament

Seit 2017 ist es in Deutschland möglich, bei schwerwiegenden Erkrankungen Cannabis-Medikamente verordnet zu bekommen. In Ausnahmefällen dürfen Ärztinnen und Ärzte die reinen Blüten verschreiben oder Cannabis-Präparate in Form von Kapseln, Tropfen, Öl oder als Mundspray. Ärzte verordnen Produkte aus der Hanfpflanze chronisch kranken Patienten, die gängige Schmerzmittel nicht mehr vertragen oder deren Schmerzmittel nicht mehr wirken.

Cannabis hat Vorteile, die andere Wirkstoffe nicht haben: Der Körper produziert selbst ganz ähnliche Stoffe, die sogenannten Endocannabinoide. Sie entfalten ihre Wirkung über verschiedene Rezeptoren, die auch für eingenommene Cannabis-Wirkstoffe empfänglich sind. Allerdings kann eine zu hohe Dosierung das Kurzzeitgedächtnis einschränken und unerwünschte Wirkungen auf die Geschmacksnerven haben. Andere mögliche Nebenwirkungen sind Müdigkeit, Schwindel oder Übelkeit. Bei Herzerkrankungen, wie zum Beispiel Herzrhythmusstörungen, sind Cannabis-Medikamente ungeeignet.

Die Droge nicht verharmlosen

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte hält die Teil-Legalisierung für Menschen unter 25 Jahren für problematisch, weil das menschliche Gehirn erst ungefähr in diesem Alter ausgereift ist. Außerdem bestehen Zweifel, dass es mit der Cannabis-Freigabe wie erhofft gelingen kann, die Drogenkriminalität und den Schwarzmarkt einzudämmen oder den Umstieg auf härtere Drogen zu verhindern.

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